Momentan sinken die Registrierungszahlen für Domains unter den neuen gTLDs (nTLDs) drastisch, auch wenn man glaubte, dass die Pandemie das Gegenteil bewirkt. Wenn man sich die aktuelle Statistik anschaut, könnte man annehmen, die Anzahl der registrierten Domains fällt ins Bodenlose. Von Oktober 2020 bis Mai 2021 ist die Anzahl der registrierten Domains unter den nTLDs um fast 30 % gefallen, von 35 Millionen auf 25 Millionen. Ein genauerer Blick auf die Daten zeigt, dass mehr dahintersteckt.
Der Rückgang ist auf eine Handvoll nTLDs zurückzuführen, die ein Low-High-Registrierungsmodell haben: Registrierungen im ersten Jahr sind sehr günstig (wenn nicht sogar kostenlos) – dadurch explodieren die Neuregistrierungen förmlich. Nach Ablauf der ersten 12 Monate soll die Domain dann zum Normalpreis verlängert werden, was offensichtlich bei einem Großteil der Nutzer nicht der Fall ist. Diese Rechnung geht unserer Meinung nach nicht ganz auf und wir fragen uns, ob das überhaupt nachhaltig ist? Im Falle von .COM und .NET ist es anders, hier finden wir ein konstantes, langsames Wachstum.
Als ICANN-Registrar werden wir förmlich mit Sonderpreisaktionen der Registrierstellen bombardiert. Es sind in der Regel immer die gleichen Registrierstellen, die eben durch Werbeaktionen die Neuregistrierungen ankurbeln möchten. Mittlerweile werden sogar kaum mehr Bedingungen zur Umsetzung einer solchen Aktion auferlegt. Aber werden diese Domains auch verlängert und sorgen so nachhaltig für einen angemessenen Umsatz innerhalb der Wertschöpfungskette? Und wenn nicht, wem nützt eine Domainaktion etwas?
Eine der Registrierstellen mit quartalsweisen oder auch halbjährlichen Werbeaktionen ist die Donuts Inc. Donuts wählt einen anderen Ansatz im Zusammenhang mit den eigenen Angeboten. Die Registrierstelle hat eine Preismethode entwickelt, die den optimalen Long Term Value (LTV) für jede ihrer TLDs bestimmt. Donuts kalkuliert die Preise hierzu unter anderem nach einem mikroökonomischen Prinzip, das besagt, dass bei sinkendem Preis eines Produkts das Verkaufsvolumen steigt – der optimale Produktpreis ist der Punkt auf der Kurve, an dem sich die Anzahl der Verkäufe und der Preis so multiplizieren, dass der höchste Umsatz einer TLD entsteht. Donuts berechnet den optimalen LTV für eine TLD, indem zusätzlich die drei kritischen Metriken berücksichtigt werden: Verkaufsvolumen, Preis und Verlängerungsrate. Zusätzlich können durch viele historische Daten das erwartete Verkaufsvolumen bei verschiedenen Preisen sowie die erwartete Verlängerungsrate für die verkauften Domains vorher gesagt werden.
Für uns als ICANN-Registrar bedeuten solche Werbeaktionen einen erheblichen Mehraufwand: Die Erstellung und Kommunikation an die Kunden, Einstellen in den Portalen, Prüfung der Rechnungen, und einiges mehr. Und da die Verkaufspreise in der Regel vorgegeben werden, bleibt oft nur eine kleine Marge übrig. Wenn auch am Ende für die Registrierstellen unter dem Strich ein höherer Ertrag herauskommt, so gilt das aus unserer Sicht nicht für die Registrare. Uns wäre ein qualitatives Wachstum deutlich lieber, um auch weiterhin die Sicherheit für eine sinnvolle Planung in die Zukunft zu haben.